Thermische Notfälle: Gefahr der Unterkühlung und von Erfrierungen im Winter

Es wird wieder kälter! Dies führt zu vermehrten Einsätzen, bei denen Unterkühlungen (Hypothermie) auftreten können und eine wichtige Rolle bei der Versorgung von Patienten spielen. Deswegen haben wir mit unseren Einsatzkräften noch mal dahingehend trainiert, besser und schneller Unterkühlungen versorgen zu können.

Kühl

Unsere normale Körperkerntemperatur beträgt ca. 36,5 bis 37,5 Grad Celsius. Fällt diese unter 36 °C, spricht man bereits von einer Unterkühlung. Fällt sie weiter unter 30 °C, besteht akute Lebensgefahr.

Den Menschen bei einer Unterkühlung zu helfen, haben unsere Sanitäterinnen und Sanitäter am letzten Dienstabend in der Theorie wiederholt. Die Präsentation beinhaltete, wie man eine Hypothermie (Unterkühlung) erkennt, zum Beispiel mit dem Ohrthermometer, welche Maßnahmen man durchführen muss und worauf es zu achten gilt.

Was ist bei starker Kälte zu beachten?

In erster Linie sollte darauf geachtet werden, die Aussetzung zur Kälte so gering wie möglich zu halten. Also nicht notwendige Aufenthalte bei niedrigen Temperaturen möglichst zu vermeiden und falls dies nicht möglich ist, Gegenmaßnahmen zur Wärmeerhaltung anzuwenden.

Gegenmaßnahmen können zum Beispiel das zeitweilige Aufsuchen eines wärmeren oder weniger windigen Ortes sein, das Zusichnehmen von erwärmenden Getränken oder das Erwärmen betroffener Körperteile.

Außerdem können im Rahmen der Vorsorge einige Maßnahmen, wie zum Beispiel das Anziehen von wärmeisolierender Kleidung und Handschuhen, getroffen werden, um das Verletzungsrisiko sowie einen schweren Verlauf einer Unterkühlung zu vermeiden oder zu mindern.

Das Wichtigste bei Kälteeinwirkung

Kälteverletzungen beziehungsweise Unterkühlungen sind unter Umständen schwer einzuschätzende Verletzungen, daher ist es sehr wichtig bei Unsicherheit Rat einzuholen und im Notfall nicht zu zögern den Notruf zu tätigen.

Zur besseren Einschätzung von Verletzungen und Unterkühlungen wollen wir nun etwas über die verschiedenen Unterkühlungsstadien und Schweregrade möglicher Kälteverletzungen sprechen.

4 Stadien einer Unterkühlung

Grad 1 – Abwehrstadium: 35 °C – 32 °C Körperkerntemperatur

Typische Symptome des ersten Schweregrades sind Rötungen, Schwellungen und Taubheit. Diese Verletzungen können im Regelfall meist mit der Erwärmung der betroffenen Stelle gut behandelt werden.

  • Patient ist bei Bewusstsein
  • Unruhe und starkes Muskelzittern
  • Die Blutgefäße ziehen sich zusammen, was die Folge hat, dass sich die Durchblutung reduziert
  • Zu schnelle und tiefe Atmung
  • Bluthochdruck
  • Herzrasen

Grad 2 – Erschöpfungsstadium: 32 °C – 30 °C Körperkerntemperatur

Der zweite Schweregrad äußert sich ebenfalls mit Rötungen, kann aber außerdem auch eine Schmerzüberempfindlichkeit oder Schmerzunempfindlichkeit auslösen. Zudem können Hautveränderungen wie zum Beispiel Blasen entstehen. Bei diesem Schweregrad ist bei Unsicherheit das Einholen professionellen Rates empfohlen.

  • Zunehmende Bewusstseinsstörungen
  • Minimierte Vitalfunktionen
  • Verlangsamte Atmung und Herzfrequenz
  • Blutdruck sinkt unter 100/60 mmHg systolisch

Grad 3 – Lähmungsstadium: 30 °C – 28 °C Körperkerntemperatur

Schweregrad drei äußert sich unter anderem durch eine gräuliche, blau-gräuliche und blau-violette Verfärbung der Haut. Zudem kann eine starke Blasenbildung auftreten, bestimmte Areale der Haut können absterben und es ist beinahe keine Schmerzempfindlichkeit an den betroffenen Stellen mehr vorhanden.

  • Patient ist bewusstlos G
  • eweitete Pupillen
  • Stark verlangsamte Atmung

Grad 4 – Scheintod: Unter 28 °C Körperkerntemperatur

Zum vierten Schweregrad kommt eine gemusterte Haut oder auch eine schwärzliche Färbung der Haut hinzu, das Gewebe stirbt völlig ab und es ist kein Schmerzempfinden mehr an der betroffenen Stelle möglich. Verletzungen des 3 und 4 Schweregrades müssen in jedem Fall schnellstmöglich in ärztlicher Behandlung therapiert werden und gehören zu der Kategorie der Kälteverbrennungen.

  • Tiefe Bewusstlosigkeit
  • Evtl. Atemstillstand
  • Kammerflimmern oder Herzstillstand

Kältetod nach der Unterkühlung

Nach dem 4. Stadium (Scheintod) tritt der Kältetod ein. Dies ist der tödliche Ausgang nach einer Unterkühlung. Dieser tritt ein, wenn die Körperkerntemperatur unter 27 °C fällt.

Besonderheiten bei der Reanimation unterkühlter Patienten

Fällt das Herz-Kreislaufsystem zusammen, leitet man eine Reanimation ein. Liegt die Körperkerntemperatur dabei noch über 30 °C, reanimiert man ganz normal wie sonst auch, jedoch verdoppelt sich die Zeit zwischen den Medikamentengaben. Liegt die Körperkerntemperatur unter 30 °C, defibrilliert man nur drei Mal. Außerdem gibt man keine Medikamente mehr, denn die Wirkung dieser ist bei solchen Temperaturen noch nicht ausreichend bekannt.

Wie erkennst du eine unterkühlte Person?

Eine unterkühlte Person erkennt man daran, dass sich die Lippen sowie Hände und Füße bläulich färben. Muskelzittern tritt ein und die Person kauert sich z. B. zusammen.

Was kannst du tun?

Fällt dir auf, dass eine Person unterkühlt ist, solltest du zuallererst ruhig bleiben und den Rettungsdienst rufen. In der Zeit kannst du der unterkühlten Person ggf. eine Decke oder ähnliches bringen und ihn oder sie damit eindecken. Für solche Situationen ist es z. B. immer ratsam, im Winter eine Decke im eigenen Auto mitzuführen. Des Weiteren kannst du versuchen, sofern dies möglich ist, der Person ein warmes, süßes Getränk anzubieten. Ganz wichtig: Alkohol, Kaffee oder schwarzen Tee helfen in dieser Situation nicht, denn sie wirken nicht fördern auf das Kreislaufsystem (die Blutgefäße werden geweitet und Wärme geht über die Extremitäten verloren).

Sollte diese Person sehr stark unterkühlt und bewusstlos sein, ist es wichtig, dass Sie die Person nicht bewegen. Dies könnte dazu führen, dass das viel kältere Blut aus den Extremitäten in den Körperkern fließt und ihn sowie lebenswichtige Organe abkühlt und schädigt. Ein sogenannter Bergungstod kann die Folge sein.

Hier findest du noch ein paar Tipps zu Ersten-Hilfe bei Unterkühlungen und Erfrierungen.

Zusammenfassung

Genau wie bei dem Umgang mit Hitzeverletzungen und Überhitzungen muss ein bedachter vorausschauender Umgang, sowie eine möglichst schnelle und verhältnismäßige Behandlung durchgeführt werden, falls die Verletzung oder Unterkühlung einer Behandlung bedürft.

Dabei gilt es im Sanitätsdienst als auch Rettungsdienst, stark unterkühlte Personen nicht zu schnell zu erwärmen oder viel zu bewegen. Ein mögliches Kreislaufversagen könnte die Folge sein.

Einer der bekanntesten Merksätze dazu ist:

„Nobody is dead until he’s warm and dead!“.

Gemeint ist damit das Stadium des Scheintodes und dass aufgrund der reduzierten Körperfunktionen, erst im normalen Bereich der Körperkerntemperatur, der Tod sicher festgestellt werden kann.

Wir hoffen mit den Infos ein wenig Licht in das oft unterschätze Thema der Kälteverletzungen werfen zu können. Denkt auch bitte daran, während der kalten Jahreszeit, immer Hilfsmittel zum Wärmeerhalt im Auto dabei zu haben. Dafür sollte bereits eine Wolldecke ausreichen.

Und natürlich darf die richtige Jacke, für die richtige Temperatur, auch nicht fehlen!

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