Einweisen von Einsatzfahrzeugen: Sicherheitsregeln und Best Practices

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Das Einweisen von Einsatzfahrzeugen, insbesondere das Rückwärtsfahren und Rangieren mit Einweisern, erfordert eine klare Kommunikation und ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, um Unfälle oder Verletzungen zu vermeiden. Viele junge Einsatzkräfte haben wenig bis gar keine Fahrpraxis mit größeren Fahrzeugen bis und über 3,5 t, weshalb es umso wichtiger ist, neben dem allgemeinen Fahren auch das Rückwärtsfahren und Rangieren mit einer einweisenden Person zu üben.

Warum machen wir es uns so kompliziert?

Das DRK und alle anderen Hilfsorganisationen sind für ihre Einsatzfahrzeuge sowie die Einsatzkräfte verantwortlich. Vorwiegend beim Rückwärtsfahren und Rangieren passieren nach wie vor die meisten Fehler und Schäden.

Deshalb gibt es nicht nur bei uns im DRK-Kreisverband Stade und der DRK-Bereitschaft Stade die Dienstanweisung, dass Fahrzeuge ausschließlich mit Einweiser rückwärtsgefahren und rangiert werden.

Deshalb stand unser letzter Dienstabend ganz im Fokus dieses Themas. Dafür wurden wichtige Sicherheitsregeln und sogenannte „Best Practices“ für das Einweisen der Kraftfahrzeuge von unseren ausgebildeten Fachkräften vorgestellt, um die Sicherheit und Unfallvermeidung im Einsatz und Alltag zu gewährleisten.

Nach der Theorie, in der wir uns mit unseren Fahrzeugen auseinandergesetzt haben, ging es mit der eigentlichen Praxis weiter. Entweder als fahrenden oder einweisende Person oder als Sicherungsposten wurden die verschiedenen Rollen geübt, damit die Abläufe in Ruhe ausprobiert und gefestigt werden konnten.

Für alle, die an dem Thema interessiert sind, haben wir in den folgenden Absätzen die wichtigsten Faktoren zusammengefasst, die unsere Einsatzkräfte bei uns zum Einweisen von Kraftfahrzeugen lernen.

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Wieso kann nicht einfach die Rückfahrkamera beim Rangieren verwendet werden?

Moderne Rückfahrkameras sind heutzutage weit verbreitet und auch ein Teil unserer Einsatzfahrzeuge hat Rückfahrkameras. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Rückfahrkameras ihre Grenzen haben. Oft liegen Randbereiche außerhalb des Sichtfelds der Kamera, was bedeutet, dass nicht alle potenziellen Hindernisse erfasst werden können.

Ebenso besitzen einige Rückfahrkameras eine sogenannte Latenz, also Verzögerung. In einem schlechten Moment kann diese Verzögerung Ursache für einen Unfall oder der Gleichen sein.

Trotz Rückfahrkamera ist es also von entscheidender Bedeutung, dass der Bereich hinter dem Fahrzeug stets freigehalten wird, um Unfälle zu vermeiden. Dies kann durch die Verwendung zusätzlicher technischer Hilfsmittel wie Abstandssensoren oder durch den Einsatz von Einweisern und Sicherungsposten erfolgen.

Es ist wichtig dabei zu betonen, dass die Anwesenheit einer Rückfahrkamera allein nicht ausreicht, um alle potenziellen Gefahren zu beseitigen, und dass weiterhin Vorsicht und Aufmerksamkeit geboten sind.

Regeln an der Einsatzstelle

Damit alle unserer Einsatzkräfte eine einheitliche Sprache sprechen, wird im Katastrophenschutz das Einweisen und Rückwärtsfahren entsprechend den militärischen Handzeichen und gängigen Normen gelehrt.

An Einsatzstellen sollte ein Rückwärtsfahren von Fahrzeugen weitestgehend vermieden werden. Dies gilt in besonderem Maße für Rettungs- und Krankentransportwagen, da der Beifahrer mit der Patientenversorgung gebunden ist und nicht als einweisende Person fungieren kann. Deshalb gelten folgende zusätzliche Regeln für das Rückwärtsfahren mit einer einweisenden Person:

Die fahrende Person…

  • … beherrscht den sicheren Umgang mit dem Fahrzeug.
  • … hat das Fenster zu öffnen, um ggf. Warnrufe besser hören zu können.
  • … sollte nicht mehr als 50 – 100 m rückwärts fahren.
  • … folgt der Zeigerichtung des Einweisers.
  • … hat sofort anzuhalten, wenn sich der Einweiser nicht mehr in seinem Sichtbereich befindet.

Wer darf die Funktion der einweisenden Person übernehmen?

Einweisende Personen sind im besten Fall qualifizierte und verlässliche Einsatzkräfte, die für diese Aufgabe angemessen geschult wurden. Ihre Verantwortung besteht darin, die fahrende Person durch geeignete Handzeichen zu dirigieren, nachdem sie die Verkehrssituation beurteilt haben.

Dabei ist es wichtig, dass die einweisende Person selbst über genügend Erfahrung mit den jeweiligen Fahrzeugtypen verfügen, insbesondere wenn es sich um Fahrzeuge mit Anhängern handelt. Es wird empfohlen, dass Einweiser Warnkleidung tragen, hauptsächlich wenn sie sich im öffentlichen Verkehrsraum befinden, um besser gesehen zu werden.

Dazu gibt es weitere zu beachtende Anweisungen:

Es gibt nur eine einweisende Person! Andere Personen dürfen keine Zeichen geben.

Einweisende Personen…

  • … achten stets auf die Eigensicherung.
  • … müssen sich jederzeit außerhalb des Gefahrenbereichs im Sichtbereich der fahrenden Person befinden.
  • … müssen sich außerhalb der Bewegungsrichtung des Fahrzeuges befinden.
  • … dürfen während des Einweisens keine anderen Tätigkeiten ausführen.
  • … laufen NIE rückwärts.
  • … haben keine Weisungsbefugnis gegenüber dem öffentlichen Verkehr.

Klare Kommunikation ist der Schlüssel

Eine der wichtigsten Regeln beim Einweisen von Einsatzfahrzeugen ist die klare Kommunikation zwischen der einweisenden und fahrenden Person. Dies kann über Funkgeräte, Handzeichen oder verbale Anweisungen erfolgen. Beide Parteien sollten sich auf vorab vereinbarte Signale und Kommunikationsmittel verlassen können, um Missverständnisse zu vermeiden.

Position der einweisenden Person

Die einweisende Person spielt eine entscheidende Rolle beim sicheren Einweisen von Einsatzfahrzeugen. Sie sollte sich immer in ihrer Position befinden, die für die fahrende Person gut sichtbar ist. Idealerweise steht die einweisende Person seitlich oder leicht diagonal vor dem Fahrzeug, um der fahrenden Person klare Anweisungen geben zu können.

Langsames und vorsichtiges Fahren

Besonders beim Rückwärtsfahren und Rangieren ist es entscheidend, dass die fahrende Person langsam und vorsichtig vorgeht. Durch eine langsame Geschwindigkeit behält man die volle Kontrolle über das Fahrzeug und minimiert das Risiko von Unfällen.

Verwendung von Handzeichen

Die einweisende Person sollte klare und eindeutige Handzeichen verwenden, um der fahrenden Person Anweisungen zu geben. Zum Beispiel kann ein ausgestreckter Arm nach links oder rechts bedeuten, dass das Fahrzeug in die entsprechende Richtung gelenkt werden soll. Diese Signale sollten vorab mit dem Fahrer abgestimmt werden, um Missverständnisse zu vermeiden.

Hindernisse beachten

Sowohl die einweisende Person als auch die fahrende Person müssen ständig auf Hindernisse wie Personen, andere Fahrzeuge oder Gebäude achten. Es ist wichtig, dass sie rechtzeitig darauf reagieren und gegebenenfalls das Vorgehen anpassen, um Unfälle zu vermeiden.

Sicherheitsabstand einhalten

Der fahrenden Person sollte stets einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu Hindernissen und anderen Fahrzeugen einhalten. Dies gibt ihm genügend Raum, um zu manövrieren und Kollisionen zu vermeiden.

Training und Übung

Um die Sicherheit beim Einweisen von Einsatzfahrzeugen zu gewährleisten, ist regelmäßiges Training und Üben unerlässlich. Sowohl einweisende als auch fahrende Person sollten ihre Fähigkeiten kontinuierlich verbessern und sich mit den spezifischen Gegebenheiten ihrer Einsatzfahrzeuge vertraut machen. Dabei wird mit verschiedenen Fahrzeugtypen in verschiedenen Fahrzeuggrößen sowie mit Anhängern geübt.

Fazit

Das Einweisen von Einsatzfahrzeugen erfordert eine sorgfältige Planung, klare Kommunikation und ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Deshalb heißt es üben, üben und nochmals üben. Nur durch die Beachtung der oben genannten Sicherheitsregeln und Best Practices können Rückwärtsfahren und Rangieren mit Einweiser*innen sicherer und besser gestaltet werden, was letztendlich zur Verbesserung der Sicherheit im Umgang mit Kraftfahrzeugen beiträgt.

Wir wünschen allen Einsatzkräften allzeit gute Fahrt!

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