Am gestrigen Abend haben wir uns mit den Themen „Ablauf eines Sanitätsdienstes“ und „Gefahren an der Einsatzstelle“ befasst. Was wir genau bei Sanitätsdiensten zu tun haben und auf welche möglichen Gefahren wir achten müssen, erfahrt ihr in diesem Bericht.
Anstieg von Sanitätsdiensten nach der Pandemie
Aufgrund der aktuellen und weiter fortschreitenden Lockerungen der Corona-Maßnahmen sind wieder vermehrt größere Veranstaltungen möglich. Somit finden auch für uns wieder nach langer Zeit wieder Sanitätsdienste statt.
Die sanitätsdienstliche Absicherung von Veranstaltungen jeglicher Art ist nach dem Katastrophenschutz eine unserer Kernaufgaben im Alltag als Sanitätseinheit. Das beginnt bei der Planung der benötigten Einsatzkräfte und des Materials in Absprache mit dem Veranstalter und endet in der Nachbereitung und Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft. Der Aufwand, der sich dahinter verbirgt, ist oft gar nicht bekannt und wird leicht unterschätzt.
Um für die medizinische Sicherheit und Versorgung bestmöglich sorgen zu können, sind unsere Einsatzkräfte nicht nur in entsprechenden Notfallerkrankungen und Verletzungen geschult, sondern sie haben auch ein geschultes Auge für etwaige Gefahren am Veranstaltungsort. So beachten wir z. B. Zufahrten für Rettungsfahrzeuge, Fluchtwege für Besucher und evtl. andere Auflagen für die Veranstaltung.
Das alles leisten wir von Anfang bis Ende ehrenamtlich und erweitern damit unsere eigentliche Aufgabe, den Katastrophen- und Bevölkerungsschutz. Mit der Durchführung von geplanten Einsätzen bleiben wir somit immer bestens vorbereitet auf mögliche Notfalleinsätze, die ungeplant kommen. Auch wenn wir dies ehrenamtlich machen, ist ein Sanitätsdienst nicht kostenlos. Die dafür anfallenden Kosten reichen wir natürlich an den Veranstalter mit dem Hinweis weiter, dass dieses Geld direkt in die Sache selbst, unsere Sanitätsgruppe, fließt. Alle Einsatzkräfte selbst leisten ihren Dienst ohne Bezahlung.
Damit unsere neuen und schon erfahrenen Einsatzkräfte sich einen Überblick über die Durchführung eines Sanitätsdienstes machen konnten, haben wir den vollständigen Ablauf mit allen Schritten theoretisch besprochen und erklärt.
Ablauf eines Sanitätsdienstes
• Planung der Rahmenbedingungen des Sanitätsdienstes mit dem Veranstalter
Ganz am Anfang steht die Planung. Nach dem ersten Kontakt durch den Interessenten besprechen wir alle relevanten Faktoren, denn je nach Größe und Art der Veranstaltung sind die Anforderungen ganz unterschiedlich. Solch eine Absprache erfolgt bei kleineren Veranstaltungen meist am Telefon oder per E-Mail, jedoch kann es auch erforderlich sein, dass wir den Veranstaltungsort vorher begutachten müssen.
Wir können nur oft genug erwähnen, dass eine rechtzeitige Anfrage durch den Veranstalter enorm hilfreich ist, eine Zusage oder ein Angebot machen zu können. Daher empfehlen wir die Anfrage mindestens 14 Tage vor dem Termin, denn nicht nur der Ablauf, sondern auch die ehrenamtliche Besetzung des Sanitätsdienstes muss von uns geplant werden.
Auch um die Formalitäten kommen wir nicht drumherum, weshalb wir zum Ende der Planung einen Kostenvoranschlag und Vertrag für die Durchführung des Dienstes abgeben, welchem der Veranstalter dann zuzustimmen hat. So werden alle Rahmenbedingungen festgehalten und zugesichert.
• Interne Planung und personelle Besetzung
Nach der Zusage des Veranstalters planen wir intern die personelle Besetzung je nach Anforderung durch den Veranstalter. Dabei werden nicht nur das benötigte Material und die einzusetzende Fahrzeuge festgelegt, sondern auch die angeforderten Einsatzkräfte entsprechend der benötigten Qualifikation.
Bei größeren Veranstaltungen kommen oft auch noch zusätzliche Ausrüstungen zum Einsatz, wenn z. B. Unfallhilfs- oder Behandlungsstellen eingerichtet werden müssen.
• Treffen vor dem Sanitätsdienst und Kontrolle der Ausrüstung
Zu Beginn des Sanitätsdienstes treffen sich unsere Einsatzkräfte an der Wache um sich hier umzuziehen. Für alle Einsatzkräfte ist auf Sanitätsdiensten das Tragen der Einsatzbekleidung vorgeschrieben. So können wir nicht nur gut erkannt werden, sondern es dient zum anderen auch der Sicherheit unseres Personals sowie der Hygiene.
Anschließend erfolgt die Kontrolle des Einsatzmaterials, was nicht nur die Einsatzfahrzeuge selbst, sondern auch Notfallrucksäcke, Krankentragen, Medizingeräte und Kommunikationsmittel (z. B. Funkgeräte) betrifft.
• Anmeldung bei der Leitstelle und Fahrt zum Einsatzort
Vor der Fahrt zum Veranstaltungsort wird der Sanitätsdienst bei der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle angemeldet. Diese übernimmt die Dokumentation des Einsatzes und koordiniert im Falle von Notfällen die Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst.
• Aufstellung vor Ort in Absprache mit dem Veranstalter und Erkundung / Prüfung wichtiger Punkte
Am Veranstaltungsort nehmen wir persönlich mit einem Ansprechpartner des Veranstalters Kontakt auf. Dies ist erforderlich, um kurz vor Beginn der Veranstaltung noch letzte Absprachen und Korrekturen machen zu können. Ziel ist in jedem Fall ein reibungsloser Verlauf der Veranstaltung, ohne dass unsere Hilfe benötigt wird.
• Bereitstellung und Durchführung von Hilfeleistungen je nach Aufkommen
Über die gesamte Dauer der Veranstaltung bleiben wir mit dem Veranstalter in Kontakt und sind für alle Besucher Anlaufpunkt bei kleineren Verletzungen oder auch akuten Erkrankungen. Je nachdem wie weitläufig die Veranstaltung ist, sind wir auch über eine Mobilrufnummer oder den Notruf 112 direkt erreichbar. In besonderen Fällen, wenn mehrere Sanitätstrupps eingesetzt werden, stellen wir eine Führungskraft als Einsatzleiter, der für den Veranstalter als Kontakt zur Verfügung steht.
• Abschluss des Sanitätsdienstes auf der Veranstaltung
Sofern die Veranstaltung beendet ist und der Veranstalter uns entlässt, bauen wir alles zurück. Meist erfolgt noch ein kurzes Feedback an den Veranstalter, bevor alle Einsatzkräfte geschlossen zurück zur Wache fahren.
• Rückfahrt und Abmeldung sowie Nachbereitung an der Wache
Nach der Rückkehr an die Wache werden die Fahrzeuge und das Material wieder aufgefüllt, gereinigt und bei der Feuerwehr- und Rettungsdienstleitstelle zurückgemeldet. Erst dann ist der Dienst beendet und alle Einsatzkräfte können sich umziehen. Meist bleibt man danach noch kurz zusammen sitzen und bespricht das eine oder andere, was sich auf dem Sanitätsdienst ereignet hat.
Beachtung möglicher Gefahren an der Einsatzstelle nach dem 4A-1C-4E-Schema
Für die Durchführung von Sanitätsdiensten und Einsätzen ganz allgemein ist es unerlässlich, sich auf die Situation an der Einsatzstelle vorzubereiten und diese immer wieder neu zu bewerten. Dadurch lassen sich mögliche Komplikationen und Gefahren im Voraus erkennen und Schäden an Personen und Material zu vermeiden.
Um die Gefahren vor Ort analysieren und feststellen zu können, greifen wir auf das 4A-1C-4E-Schema zurück. Dieses allgemein gültige Verfahren wird nicht nur bei uns, sondern auch den Feuerwehren, dem Rettungsdienst, dem THW und allen anderen Organisationen angewandt.
Das Gefahrenschema
Es ist wie folgt aufgebaut:
- A – Atemgifte
- A – Angstreaktion / Panik
- A – Ausbreitung
- A – Atomare Gefahren / Ionisierende Strahlung
- C – Chemische Gefahren
- E – Erkrankung / Verletzung
- E – Explosion
- E – Elektrizität
- E – Einsturz
Das Schema gibt es auch in einer erweiterten Form. Zum Beispiel gibt es dann noch ein „B“ für biologische Gefahren, die zur Zeit der Corona-Pandemie nicht präsenter sein könnten.
Handlungen bei Gefahren
Für die Gefahren gibt es vier Möglichkeiten zur Handhabung:
- Den Angriff – Beseitigung der Ursachen der Gefahren.
- Die Verteidigung – Schutz des bedrohten Gutes durch Aufhebung des Einflusses der Gefahr.
- Die Rettung – Entfernen des bedrohten Gutes aus dem Einflussbereich der Gefahr.
- Der Rückzug – Aufgabe des bedrohten Gutes.