A/B Probleme in der Patientenuntersuchung 2021 sicher erkennen

A/B Probleme

Und wieder fand ein spannender Dienstabend unserer Sanitätsgruppe vorgestern am 17.11. in der Fahrzeughalle statt. Im theoretischen Teil lernten wir die A/B Probleme bei der Atmung kennen. A und B sind die ersten Punkte im ABCDE Schema und sie beziehen sich auf die oberen und unteren Atemwege sowie die Atmung selbst.

Was sind A-Probleme?

Zu den oberen Atemwegen gehört die Nase, der Mund, die Nasennebenhöhlen und der Mund-Rachenraum. Anhand folgender Anzeichen kann man auf ein A-Problem schließen:

  • Zyanose (Blaufärbung der Lippen)
  • Stridor (pfeifendes Atemgeräusch), Bewegung der Nasenflügel (bei Säuglingen), Husten
  • Tachypnoe (zu schnelles Atmen), Dyspnoe (Atemnot) oder Apnoe (Atemstillstand)
  • Inverse Atmung (Einziehungen des Brustkorbes) – häufig bei Säuglingen zu sehen
  • Bewusstseinsstörung
  • Panik

Meistens kann man schon in den ersten Momenten feststellen, ob ein A-Problem vorliegt. Beim Sprechen mit einem Patienten und über den ersten Eindruck können unregelmäßige Atmung, ein pfeifendes Atemgeräusch oder eine Blaufärbung auffallen.

Nach dem NUN-Algorithmus Niedersachsen (PDF) wird dann von dem harmlosesten zum schwerwiegendsten Problem abgefragt. Spricht die Person ohne Stridor? Handelt es sich um einen inspiratorischen (beim Einatmen) Stridor oder Husten? Gibt es Anzeichen für eine Verlegung? Nachzulesen unter:

Bei der Verlegung ist der Atemweg teilweise oder vollständig mechanisch verschlossen. Dies kann zum Beispiel durch ein Zurückfallen der erschlafften Zunge passieren. Von der Fremdkörperentfernung, über die Seitenlage oder das Absaugen kann einem Patienten meistens mithilfe von ein paar Handgriffen und Geräten geholfen werden.

Wenn es sich um einen eingeatmeten Gegenstand handelt, werden zuerst 5 Schläge mit der flachen Hand auf den Rücken zwischen die Schulterblätter gegeben. Sind die Atemwege noch nicht frei, wird der nach dem Mediziner Henry Heimlich benannte Heimlich-Griff angewandt. Auch nach erfolgreicher Entfernung des Bolus (Fremdkörpers) muss der Patient zur Abklärung ins Krankenhaus, da durch die Schläge und den Heimlich-Griff die Möglichkeit eines Traumas (innerer Verletzungen) besteht.

Was sind B-Probleme?

Zu den unteren Atemwegen gehören der Kehlkopf, die Luftröhre, die Bronchien und die Lunge. Um auf B-Probleme zu schließen wird der Sauerstoffgehalt im Blut gemessen und die Atemfrequenz. Folgende Atemfrequenzen (Af) liegen bei gesunden Menschen in der Norm:

  • Säugling 30-60/min
  • Kleinkind 24-45/min
  • Schulkind 18-30/min
  • Jugendl./Erwachsener 12-15/min

Bei der Beurteilung der Belüftung wird wieder anhand von Fragen entschieden, welche Maßnahme ergriffen werden muss. Von Normofrequenter Atmung ohne Stridor bis zur Apnoe oder Schnappatmung können B-Probleme eingestuft werden. In den meisten Fällen wird zuerst Sauerstoff über eine Maske oder ein Reservoir gegeben, mit dem Ziel die Sauerstoffsättigung auf über 95% zu bringen. Für die erweiterte Atemwegssicherung werden verschiedene Tuben verwendet:

  • Guedel-Tubus (Oropharyngealtubus) — Freihalten der Atemwege über den Rachen bei bewusstlosen Patienten ohne Würgereflex
  • Wendl-Tubus (Nasopharyngealtubus) — Freihalten der Atemwege über die Nase
  • Larynx-Tubus — zur Beatmung und zum Absaugen

Immer wenn ein Tubus verwendet wird, muss eine Absaugpumpe einsatzbereit in Reichweite sein für den Fall, dass sich der Patient übergibt.

Zeit zum Ãœben: A/B Probleme mit unserer Ãœbungspuppe simulieren

Im praktischen Teil durften wir Fallbeispiele mit A/B Problemen an unserer Übungspuppe (Willfried) ausprobieren. Der Kopf der Puppe wurde überstreckt, der Guedel-Tubus eingeführt. Jetzt kann die Zunge nicht nach hinten fallen. Dann wurde die Beatmungsmaske an den Beatmungsbeutel angeschlossen und im C-Griff auf Mund und Nase gedrückt. Nach ein paar erfolgreichen Luftschüben wurde der Larynx-Tubus anstelle des Guedel-Tubus eingeführt. Um die Luftpolster (Kaffs) zu füllen wurde mit der Kaffspritze Luft aufgenommen und in die Kaffs gedrückt. Durch die Kaffs ist der Larynx-Tubus fixiert und Flüssigkeiten können nicht in die Luftröhre laufen.

Bei manchen Modellen kann auch über eine weitere Öffnung abgesaugt werden oder eine Magensonde eingeführt werden. Vielen Dank an Jens Kriegeskotte für das übermittelte Wissen und die Möglichkeit, Notfälle mit A/B Problemen zu üben!

Wieder was gelernt

Erstaunlich waren ein paar Fakten zu Anatomie und Chemie beim Thema Atmung:

Die eingeatmete Luft beinhaltet 21% Sauerstoff, in der ausgeatmeten Luft werden immer noch 17% Sauerstoff gemessen. Dass so viel Sauerstoff wieder ausgeatmet wird, liegt unter anderem auch am Totraum, dieser beschreibt das Volumen der Atemwege von der Nasenhöhle bis hin zu den Bronchioli terminales. Bei einem erwachsenen Menschen sind es 150-180ml. Im Totraum findet kein Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid statt.

Die Arterien im Körperkreislauf transportieren sauerstoffreiches Blut bis in die Kapillare und werden auch Hochdrucksystem genannt. Der Blutdruck wird dementsprechend an den Arterien gemessen. Die Venen werden passend dazu auch Niederdrucksystem genannt.

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