Schwangerschaft, Geburt und mögliche Komplikationen im Einsatz

Schwangerschaft und Geburt sowie mögliche Komplikationen

Schwangerschaft und Geburt sind ein eher seltenes, aber durchaus auch spannendes Notfallbild, das unsere Einsatzkräfte im erweiterten Rettungsdienst und Katastrophenschutz betreffen kann.

Für dieses Thema durften wir am letzten Dienstabend Arne, Notfallsanitäter vom DRK-Rettungsdienst aus Hemmoor, als Dozenten begrüßen.
Er erklärte uns, worauf wir in solchen Fällen zu achten haben und welche Hilfsmaßnahmen wir bei Bedarf durchführen können.

Schwangerschaft und Geburt sowie mögliche Komplikationen

Die Schwangerschaft

Wird eine Eizelle befruchtet, nistet diese sich bei einer gesund verlaufenden Schwangerschaft in der Gebärmutterschleimhaut ein (Nidation). Von der Befruchtung bis zur 12.

Schwangerschaftswoche (SSW) spricht man von einem Embryo, danach wird das Ungeborene Fötus genannt. In der ersten Schwangerschaft können von der Schwangeren etwa ab der 18. SSW Kindesbewegungen bemerkt werden, etwa ab der 20. SSW kann der Fötus ertastet werden.

Schwangerschaft: Mögliche Lagen der Plazenta

Es gilt, sichere von unsicheren Schwangerschaftsanzeichen zu unterscheiden. Das Ausbleiben der Menstruation oder der positive Schwangerschaftstest sind keine 100%igen Anzeichen einer bestehenden Schwangerschaft. Ebenso sind beispielsweise Übelkeit, Müdigkeit, Unterleibsschmerzen oder Brustschmerzen keine sicheren Indizien. Eine Schwangerschaft kann nur durch eine Hebamme, durch eine Gynäkologin oder einen Gynäkologen mittels Ultraschall oder letztlich durch die einsetzende Geburt bestätigt werden.

Eine normale Schwangerschaft (Gravidität) dauert etwa 38-40 Wochen. Von einer Frühgeburt spricht man bei einer Geburt vor der vollendeten 37. SSW. Dauert die Schwangerschaft länger und muss die Geburt eventuell künstlich eingeleitet werden, spricht man von einer Übertragung. Dies ist ab der vollendeten 42. SSW der Fall.

Die Geburt

• Eröffnungsphase

Die Geburt beginnt mit der ersten Wehenphase. Durch die Kontraktion der Gebärmutter und den Druck des tiefer in das Becken der Mutter rutschenden Babykopfes verkürzt und öffnet sich der Muttermund. Die Eröffnungsphase dauert ca. 3 bis 10 Stunden und endet mit dem vollständigen Verstreichen (verkürzen) und öffnen des Muttermundes. Für die Dauer sind verschiedene Faktoren entscheidend, beispielsweise ob der Blasensprung bereits stattgefunden hat und die Anzahl der vorherigen Geburten.

• Geburtsphase/ Austreibungsphase

Nun ist der Muttermund vollständig geöffnet (etwa 10 cm) und die sogenannten Austreibungswehen und Presswehen setzen ein. Durch aktives Pressen der Mutter wird das Kind entlang des Geburtskanals herausgepresst. Ist der Kopf geboren, kommt es zu einer Drehbewegung, damit zuerst die vordere Schulter, anschließend die hintere Schulter geboren werden kann. Diese Phase dauert meistens 30 Minuten bis 45 Minuten.

• Nachgeburtsphase

Ist das Kind geboren, setzt noch die Nachgeburtsphase ein. Durch die erneute Wehentätigkeit (Nachgeburtswehen) wird die Plazenta ausgestoßen. Dabei folgt noch einmal ein größerer Schwall Blut, ca. 300-500 ml. Dies erfolgt meist innerhalb von 30 Minuten nach der Geburt des Kindes, da sich erst danach die Gebärmutter zusammenziehen und die Blutung stoppen kann.

Die einsetzende Geburt als Einsatz im Rettungsdienst

Grundsätzlich ist die Geburt ein natürlicher Vorgang und keine akute Erkrankung oder schwere Verletzung wie bei anderen Notfällen, zu denen der Rettungsdienst und ein Notarzt gerufen werden.

Während des Geburtsvorgangs kann es jedoch zu unerwarteten Vorfällen kommen, die für die Mutter als auch das Kind im schlimmsten Fall lebensgefährlich sein können. Deshalb ist regulär eine Hebamme bei der Geburt mit anwesend.

Kündigt sich die Geburt jedoch unerwartet und plötzlich durch sehr starke und kurz aufeinanderfolgende Wehen an, wird oft der Rettungsdienst hinzugerufen.

Schwangerschaft: Melde- und Lagezentrum

Der Rettungsdienst versucht nach Möglichkeit bei einer einsetzenden Geburt die Schwangere in ein geeignetes Krankenhaus zu transportieren. Wichtig ist dafür, dass der Transport für die werdende Mutter als auch für ihr Kind auf schonende und sichere Art erfolgen kann, was unter diesen Umständen nicht immer einfach ist, denn dazu gehört meist auch schon der Transport aus der Wohnung heraus.

Nach Möglichkeit versucht man eine Geburt im Rettungswagen zu vermeiden.
Die Umstände zu Hause, bei einer Hausgeburt oder in der Klinik sind in der Regel denen des Rettungswagens vorzuziehen.

Schwangerschaft: Abnabelungs-Set

Der Transport der Schwangeren kann nicht mehr erfolgen, wenn bereits der Pressdrang eingesetzt hat oder sogar das Köpfchen des Kindes zu sehen ist.
Für den Fall der bevorstehenden Hausgeburt assistiert die Rettungswagenbesatzung der Schwangeren, wobei sie bestenfalls durch eine*n Notarzt*in und eine Hebamme unterstützt wird. Unter besonderen Umständen wird auch ein Inkubator hinzugezogen, der speziell zum Transport von Frühchen und kranker Neugeborener eingesetzt wird.
Die bestmögliche Unterstützung können Einsatzkräfte geben, wenn die Mutter als Geburtsposition eine liegende Haltung mit erhöhtem Oberkörper und mit herangezogenen Knien einnehmen kann. Ist der Kopf des Kindes geboren, folgen mit einer leichten Drehbewegung die Schultern. Dazu wird der Kopf des Kindes von der geburtsbegleitenden Person während eines leichten Zuges nach unten gedrückt, damit die vordere Schulter kommt. Anschließend wird der Kopf leicht nach oben gedrückt, um die andere Schulter folgen zu lassen.
Ist das Kind geboren, wird die Nabelschnur abgeklemmt und das Neugeborene abgetrocknet und abgerubbelt, was auch dem Atemanreiz dient. Die Sauerstoffsättigung eines Neugeboren liegt anfangs lediglich bei etwa 60 % und ist nicht besorgniserregend.
Viel wichtiger hingegen ist der Wärmeerhalt, da es im Bauch der Mutter viel wärmer war und das Neugeborene sich selbst noch nicht ausreichend warm halten kann.

Für die Einschätzung der Vitalfunktionen eines Neugeborenen wird das APGAR-Schema verwendet. Dabei wird die Anpassungsfähigkeit in der ersten, der fünften und der zehnten Minute nach der Geburt anhand von Hautfarbe, Puls, Absaugreflexen wie Grimassen oder Schreien, Muskeltonus und Atmung bewertet. Diese Werte sind später wichtig für die Bewertung der Gesundheit und die Weiterversorgung des Kindes.

Jetzt kann die Fahrt in das Krankenhaus fortgesetzt bzw. begonnen werden. Jedoch gilt zu beachten, dass noch die Nachgeburtsphase ansteht. Keinesfalls darf über die Nabelschnur an der Plazenta gezogen werden. Ist die Nachgeburt vollendet, muss die Plazenta geprüft und asserviert werden.

Komplikationen während der Schwangerschaft

• Fehlgeburt (Abort)

Eine ungewollte Beendigung der Schwangerschaft wird als Fehlgeburt oder Abort bezeichnet. Der Fötus ist noch nicht lebensfähig oder verstorben. Dies kann durch Kontraktionen des Uterus (Gebärmutter) entstehen, wodurch das befruchtete Ei abgestoßen wird. Mögliche Risikofaktoren sind Infektionen, psychosoziale Faktoren oder Drogen- und Alkoholmissbrauch.

• Eileiterschwangerschaft (extrauterine Gravidität)

Bei einer Eileiterschwangerschaft nistet sich das Ei nicht in der Gebärmutter, sondern im Eileiter ein. Ebenfalls denkbar wäre eine Einnistung direkt in den Eierstöcken oder auch in der Bauchhöhle. Wächst die Frucht dann beispielsweise im Eileiter heran, reißt dieser unter dem Druck des größer werdenden Embryos. Die Folge sind schwere Blutungen.

• Frühzeitiger Fruchtwasserabgang

Das Fruchtwasser in der Fruchtblase schützt das ungeborene Kind, z. B. vor krankheitserregenden Keimen. Bei der verfrühten Eröffnung der Fruchtblase kann es daher zu einer Keimbesiedelung kommen. Zudem besteht die Gefahr, dass sich die Nabelschnur vor dem Kopf des Fötus ins Becken rutscht und vom Kopf abgedrückt wird und das Ungeborene nicht mehr ausreichend versorgt.

• Vorzeitige Plazentaablösung

Als Plazenta wird der Mutterkuchen bezeichnet, der das ungeborene Kind mit Nährstoffen versorgt. Löst sich die Plazenta von der Gebärmutterwand ab, bildet sich darunter ein Bluterguss, der die Plazenta weiter ablösen kann und so eine vollständige Abstoßung folgt.

• Plazenta praevia

Von einer Plazenta praevia spricht man, wenn der Mutterkuchen den Geburtskanal versperrt. Normalerweise sitzt die Plazenta an der vorderen oder hinteren Wand des Uterus (Gebärmutter), sodass sie den Geburtsverlauf nicht beeinträchtigt. Ursächlich für diese Komplikation kann eine tiefe Einnistung des Eis im Uterus sein.

• Vena-cava-Kompressionssyndrom

Als vena cava wird die untere Hohlvene bezeichnet. Sie transportiert das sauerstoffarme Blut der unteren Körperhälfte zurück zum Herzen. Beim Vena-cava-Kompressionssyndrom wird diese durch den heranwachsenden Fötus abgedrückt und führt so zu einer Stauung des Blutes im Unterkörper. Meistens kommt dies im letzten Drittel der Schwangerschaft vor und insbesondere, wenn die Mutter in Rückenlage liegt. Auftretende Symptome sind beispielsweise niedriger Blutdruck, Schwindel, Übelkeit, eine erhöhte Herzfrequenz, bis hin zum Kollaps der Mutter. Meistens kann das Vena-cava-Kompressionssyndrom schon durch die Lagerung der Mutter auf die linke Körperhälfte vermindert werden. Dennoch sollte ein Arzt/ eine Ärztin aufgesucht werden.

• Schwangerschaftsinduzierte Hypertonie

Während der Schwangerschaft können sogenannte Gestosen auftreten. Dies sind Krankheitsbilder, die ursächlich mit der Schwangerschaft zusammenhängen. Ein Beispiel dafür ist die schwangerschaftsinduzierte Hypertonie (SIH). Symptome sind neben dem Bluthochdruck auch Schwindel und Kopfschmerzen. Es besteht die Gefahr, dass sich aus der SIH ein Krampfanfall entwickelt. Dies wird als Eklampsie bezeichnet.

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