Thermische Notfälle: Gefahr der Unterkühlung und von Erfrierungen im Winter

Unterkühlungen und Erfrierungen im Winter

Es wird wieder kälter! Dies führt zu vermehrten Einsätzen, bei denen Unterkühlungen (Hypothermie) auftreten können und eine wichtige Rolle bei der Versorgung von Patienten spielen. Deswegen haben wir mit unseren Einsatzkräften noch mal dahingehend trainiert, besser und schneller Unterkühlungen versorgen zu können.

Unsere normale Körperkerntemperatur beträgt ca. 36,5 bis 37,5 Grad Celsius. Fällt diese unter 36 °C, spricht man bereits von einer Unterkühlung. Fällt sie weiter unter 30 °C — 27 °C, besteht akute Lebensgefahr.

Den Menschen bei einer Unterkühlung zu helfen, haben unsere Sanitäterinnen und Sanitäter in der Theorie sowie in der Praxis wiederholt. Zuerst haben wir in einer kleinen Präsentation gelernt, wie man eine Hypothermie (Unterkühlung) erkennt, zum Beispiel mit dem Ohrthermometer, welche Maßnahmen man durchführen muss und wie der Wärmeerhalt mit einer Rettungsdecke funktioniert.

Fallbeispiel einer Unterkühlung

Nach der Präsentation ging es an die Praxis. Drei unserer Einsatzkräfte durften sich an einem Fallbeispiel ausprobieren. Sie wurden von Passanten zu einer unterkühlten Person gerufen.
Diese war bewusstlos und wies eine Körpertemperatur von 30 Grad Celsius auf. Sofort forderten sie einen Notarzt.

Entlang des ABCDE-Schemas haben sie die Atmung, den Puls, die Körperkerntemperatur und das Herz-Kreislaufsystem überwacht. Ebenso wurde eine Rettungsdecke um und über den Patienten gelegt.

Umlagerung bei Unterkühlung im Winter

Solche Rettungsdecken reflektieren die ausgestrahlte Wärme wieder zum Körper und erwärmen ihn. Als der Notarzt eintraf, hat einer der Einsatzkräfte die Übergabe gemacht, in der sie alle wichtigen Maßnahmen bzw. Informationen dem Notarzt erklärt hat.

4 Stadien einer Unterkühlung

Grad 1 — Abwehrstadium

35 °C — 32 °C Körperkerntemperatur

  • Patient ist bei Bewusstsein
  • Unruhe und starkes Muskelzittern
  • Die Blutgefäße ziehen sich zusammen, was die Folge hat, dass sich die Durchblutung reduziert
  • Zu schnelle und tiefe Atmung
  • Bluthochdruck
  • Herzrasen

Grad 2 — Erschöpfungsstadium

32 °C — 30 °C Körperkerntemperatur

  • Zunehmende Bewusstseinsstörungen Minimierte Vitalfunktionen
  • Verlangsamte Atmung und Herzfrequenz
  • Blutdruck sinkt unter 100/60 mmHg systolisch

Grad 3 — Lähmungsstadium

30 °C — 28 °C Körperkerntemperatur

  • Patient ist bewusstlos
  • Geweitete Pupillen
  • Stark verlangsamte Atmung

Grad 4 — Scheintod

Unter 28 °C Körperkerntemperatur

  • Tiefe Bewusstlosigkeit
  • Evtl. Atemstillstand
  • Kammerflimmern oder Herzstillstand

Kältetod nach der Unterkühlung

Nach dem 4. Stadium (Scheintod) tritt der Kältetod ein. Dies ist der tödliche Ausgang nach einer Unterkühlung. Dieser tritt ein, wenn die Körperkerntemperatur unter 27 °C fällt.

Hypothermie

Besonderheiten bei der Reanimation unterkühlter Patienten

Fällt das Herz-Kreislaufsystem zusammen, leitet man eine Reanimation ein.
Liegt die Körperkerntemperatur dabei noch über 30 °C, reanimiert man ganz normal wie sonst auch, jedoch verdoppelt sich die Zeit zwischen den Medikamentengaben.
Liegt die Körperkerntemperatur unter 30 °C, defibrilliert man nur drei Mal. Außerdem gibt man keine Medikamente mehr, denn die Wirkung dieser ist bei solchen Temperaturen noch nicht ausreichend bekannt.

Wie erkennst du eine unterkühlte Person?

Eine unterkühlte Person erkennt man daran, dass sich die Lippen sowie Hände und Füße bläulich färben. Muskelzittern tritt ein und die Person kauert sich z. B. zusammen.

Was kannst du tun?

Fällt dir auf, dass eine Person unterkühlt ist, solltest du zuallererst ruhig bleiben und den Rettungsdienst rufen. In der Zeit kannst du der unterkühlten Person ggf. eine Decke oder ähnliches bringen und ihn oder sie damit eindecken. Für solche Situationen ist es z. B. immer ratsam, im Winter eine Decke im eigenen Auto mitzuführen. Des Weiteren kannst du versuchen, sofern dies möglich ist, der Person ein warmes, süßes Getränk anzubieten. Ganz wichtig: Alkohol, Kaffee oder schwarzen Tee helfen in dieser Situation nicht, denn sie wirken nicht fördern auf das Kreislaufsystem (die Blutgefäße werden geweitet und Wärme geht über die Extremitäten verloren).

Sollte diese Person sehr stark unterkühlt und bewusstlos sein, ist es wichtig, dass Sie die Person nicht bewegen. Dies könnte dazu führen, dass das viel kältere Blut aus den Extremitäten in den Körperkern fließt und ihn sowie lebenswichtige Organe abkühlt und schädigt. Ein sogenannter Bergungstod kann die Folge sein.

Hier findest du noch ein paar Tipps zu Ersten-Hilfe bei Unterkühlungen und Erfrierungen.

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