Sie sehen aus wie kleine Erwachsene, anatomisch sind sie es aber nicht. Welche anatomischen Unterschiede es bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen gibt, hatten wir bereits im März 2021 besprochen. Damals nur online, konnte nun das Thema Kinder- und Säuglings-Reanimation auch praktisch nochmal behandelt und geübt werden.
Dazu konnten wir wieder den damaligen Dozenten, den Notfallsanitäter Arne vom DRK Rettungsdienst Cuxhaven-Hadeln, gewinnen und ihn dieses Mal in unserer Bereitschaft begrüßen. Vielen Dank für den sehr lehrreichen und interessanten Dienstabend zur Kinder- und Säuglings-Reanimation!
Notfälle bei Kindern sind keine Routine
Oftmals sind Kindernotfälle angsteinflößend. Doch woran liegt das? Kinder sind sehr robuste, kleine Menschen und können viel aushalten. Daher kommt es seltener zu Notfällen, die vergleichbar mit denen von Erwachsenen sind. Internistische Notfälle beispielsweise kommen bei Kindern kaum vor. Dies ist auch der Grund, warum Einsatzkräfte weniger Erfahrung bei Kindernotfällen sowie bei der Kinder- und Säuglings-Reanimation haben. So ist eine gute Ausbildung und das regelmäßige Üben für uns Einsatzkräfte sehr wichtig.
Bewusstloses Kind
Ist ein Kind bewusstlos, wird wie bei Erwachsenen vorgegangen: Sprecht das Kind laut an und rüttelt (vorsichtig!) an den Schultern. Ist das Kind weiterhin nicht ansprechbar, muss sofort der Notruf getätigt werden. Des Weiteren sollten dann die Atmung und der Mundraum kontrolliert werden: Atmet das Kind? Hat es vielleicht einen Gegenstand eingeatmet oder sind die Luftwege frei? Auch der Puls sollte überprüft werden. Dies ist bei Kindern am inneren Oberarm am einfachsten.
Besonderheiten bei Kindern
Kinder werden, im Gegensatz zu Erwachsenen, schneller zyanotisch, das heißt, dass eine Blaufärbung der Haut aufgrund einer Unterversorgung mit Sauerstoff schneller auftritt. Daher ist eine rasche Beatmung wichtig. Außerdem hört das Herz von Kindern selten plötzlich auf zu schlagen. Anders als Erwachsene werden Kinder meist erst bradykard, bekommen also einen immer langsameren Herzschlag, bevor es gänzlich versagt.
Kinder- und Säuglings-Reanimation
Bei der Kinder- und Säuglings-Reanimation wird die Thoraxkompression ebenso wie bei Erwachsenen mit einer Frequenz von 100 bis 120 Kompressionen pro Minute ausgeübt. Allerdings ist die Drucktiefe bei Kindern lediglich drei bis vier Zentimeter, nicht wie bei Erwachsenen fünf bis sechs, da der Brustkorb entsprechend kleiner ist. Anders ausgedrückt beträgt die Drucktiefe immer jeweils etwa 1/3 des Brustkorbs. Wichtig dabei ist immer auch die entsprechende Entlastung.
Ist man allein, zum Beispiel als Elternteil oder Passant, empfiehlt es sich, die Thoraxkompression bei Kleinkindern lediglich mit dem Zeige- und Mittelfinger einer Hand vorzunehmen, bei etwas größeren Kindern mit dem Handballen einer Hand. Diese Methode erleichtert den Wechsel zur Atemspende. Die Kompressionen und die Beatmungen werden dann im Rhythmus 30 zu 2 vorgenommen.
Sind zwei Helfer oder Helferinnen vor Ort, kann die Thoraxkompression auch mit beiden Daumen vorgenommen werden, während die übrigen Finger den Brustkorb des Kindes zum Rücken hin umschließen. Da so jedoch der Wechsel zur Atemspende erschwert wird, sollte ein zweiter Helfer / eine zweite Helferin die Beatmung vornehmen.
Da bei mehreren Einsatzkräften die Zeit des Wechsels minimiert werden kann, können die Kompressionen und die Beatmungen im Rhythmus 15 zu 2 vorgenommen werden, damit das Kind mehr Sauerstoff bekommt. Ein Wechsel der Aufgabe sollte dann etwa alles zwei Minuten vorgenommen werden.
Verwendung eines automatisierten, externen Defibrillator (AED)
Steht ein AED zur Verfügung, kann dieser auch für Kinder verwendet werden. Den meisten AED Geräten liegen kleinere Kinder-Elektroden bei. Sollten diese jedoch nicht zur Verfügung stehen, können die Elektroden für Erwachsene verwendet werden. Dann wird jeweils auf den Brustkorb und den Rücken des Kindes eine Elektrode geklebt. Auf dem AED-Gerät selbst kann dann auch der Kinder-Modus verwendet werden.