Dienstabend: „Hypertherme Notfälle“

Hitzeschäden im Sommer

Es wird wieder wärmer. Daher haben wir am vergangenen Mittwoch auf dem Dienstabend die Erstversorgung bei hyperthermen, d.h. hitzebedingten Notfällen geübt.

Auf fast allen Sanitätsdiensten im Sommer haben wir es mit Kreislaufdisregulationen durch zu langes Stehen in der Sonne zu tun. Wie wir helfen können und was da überhaupt im Körper passiert, haben wir auf dem vergangenem Dienstabend in der Theorie sowie in der Praxis geübt.

Folgen von Temperaturabweichungen

Unsere optimale Körperkerntemperatur (KKT) beträgt 37 °C. Bei Abweichungen der KKT hören unsere Stoffwechselreaktionen auf zu funktionieren. Dies tritt bei unter 35 °C und bei über 41,5 °C auf. Ab 41,5 °C fängt unser Körper an, körpereigene Eiweiße irreversibel abzubauen. Auf diesem Dienstabend hatten wir uns auf eine zu hohe KKT fokussiert.

Rezeptoren messen die Körperkerntemperatur

Aber wie weiß unser Körper überhaupt, wie warm es gerade im Körperstamm ist und wie kann er die Temperatur anpassen? Unsere Körper haben sogenannte Temperaturrezeptoren, diese messen ununterbrochen die Temperatur und melden diese an das Wärmeregulationszentrum im Gehirn (Hypothalamus). Stellen die Rezeptoren einen Temperaturunterschied fest, leiten sie das ans Gehirn weiter.

Der Körper hat verschiedene Arten, Wärme aufzunehmen oder abzugeben.

Er nimmt Wärme durch willkürliche und unwillkürliche Muskelbewegung, Stoffwechsel und der Außentemperatur auf. Wärme abgeben tut er durch Konvektion (Wärmeabtransport durch die bewegende Luft), Konduktion (Wärmeaustausch verschiedener Körpergewebe), Wärmestrahlung und Schwitzen.

Was sind überhaupt „Hypertherme Notfälle“?

Hypertherme Notfälle kann man in drei Krankheitsbilder unterteilen:

  1. Hitzekrämpfe
  2. Sonnenstich
  3. Hitzeerschöpfung
  4. Hitzschlag

Hitzekrämpfe

Ein Hitzekrampf ist kein Krampfanfall, sondern ein Muskelkrampf. Diese treten häufig bei schwerer körperlicher Arbeit bei hohen Temperaturen auf. Es besteht aber kein Anstieg der KKT.

Bei einem Hitzekrampf hilft es, das betroffene Körperteil zu dehnen. Da bei einem Hitzekrampf eine Elektrolytverschiebung vorliegt, reicht es meistens, dem Patienten ein elektrolytreiches Getränk zu geben. Besteht eine Aspirationsgefahr beim Patienten, erfolgt dies über eine Infusionslösung mit einem Venenzugang.

Sonnenstich

Ein Sonnenstich tritt mit eingehenden starken Kopfschmerzen ein, die Patienten haben einen hochroten Kopf, ihnen ist übel. Außerdem kommt es zu einer Nackensteifheit, Fieber und einer Kreislaufdisregulation mit Kollapsneigung. Bei einem Sonnenstich liegt das Problem am Kopf, da die viele Sonneneinstrahlung die Hirnhäute gereizt hat.

Hier ist es wichtig, den Patienten ins Kühle zu bringen, den Oberkörper erhöht zu lagern und eventuell feuchte kalte Tücher um den Kopf zu wickeln sowie kalte Getränke zu reichen.

Hitzeerschöpfung

Patienten mit einer Hitzeerschöpfung schwitzen sehr doll, sind blass und haben ein Schwächegefühl, Kopfschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen, ihr Kreislauf kollabiert, sie haben einen schwachen schnellen Puls und eine flache schnelle Atmung.

Bei einer Hitzeerschöpfung sollte der Patient so schnell wie möglich ins Kühle.

Zudem sollte der Patient, wenn möglich, salzhaltige Getränke wie Mineralwasser oder isotonische Getränke trinken. Ein halber Liter Leitungswasser mit einem Teelöffel Salz versetzt hat dieselbe Wirkung.

Unbehandelt kann sich eine Hitzeerschöpfung zu einem Hitzschlag entwickeln.

Hitzschlag

Ein Hitzschlag weist Symptome wie Schwächegefühl, Verwirrtheit und trockener heißer Haut auf. Diese Patienten haben Bewusstseinsstörungen bis hin zu Bewusstlosigkeit, teilweise auch Krämpfe. Bei einem Hitzschlag liegt die KKT über 41 °C. Hier ist es wichtig den Patienten so schnell wie möglich ins Kühle zu bringen, ihn möglichst zu entkleiden, zusätzlich mit feuchten Tüchern an Hals, Achseln und Leisten zu kühlen, bewusstlose Patienten in die stabile Seitenlage bringen, ist der Patient noch ansprechbar, kühle Getränke geben.

In schlimmen Fällen eines Hitzschlags kommt es zu einem Multiorganversagen.

Fallbeispiele zu hyperthermen Notfällen

Nach einer kleinen Pause ging es dann weiter mit den Fallbeispielen.

Das erste Fallbeispiel war ein Patient mit einem Hitzekrampf und Schmerzen im Bein. Unsere Einsatzkräfte haben es erfolgreich abgearbeitet, indem sie das Bein gedehnt und dem Patienten ein Mineralwasser gegebenen hatten.

hypertherm

Bei dem zweiten Fallbeispiel lag eine Hitzeerschöpfung vor, auch diese haben unsere Einsatzkräfte erfolgreich mithilfe des cABCDE und SAMPLER Schemas beendet, sie haben die Vitalwerte beobachtet und die Patientin gekühlt, bis der nachgeforderte RTW eintraf.

Bei dem dritten Fallbeispiel war der Patient bewusstlos. Die KKT war deutlich erhöht, daher war eine Kühlung notwendig. Wichtig bei bewusstlosen Patienten ist deren Vitalzeichen dauerhaft im Blick zu haben, sowie nachzufordern. All dies haben unsere Einsatzkräfte richtig gemacht.

Bei unserem vierten und letztem Fallbeispiel hatte der Patient einen Hitzschlag, er war stark vigilanzgemindert. Seine Atmung war flach und schnell, genauso wie der Puls, der schwach und schnell war. Die Einsatzkräfte hatten dauerhaft seine Vitalzeichen überwacht, gleichzeitig hatten sie sich von umstehenden Personen Crushed Eis bringen lassen, welches sie auf den Patienten legten. Durch das Messen mit dem Thermometer für das Ohr fanden sie heraus, dass die KKT 39,7 °C betrug. Nach ein paar Minuten wachte der Patient auf. Da sie früh genug nachgefordert hatten, traf kurz danach ein RTW ein, der sie abgelöst hat.

Tipps zum Schutz vor hyperthermen Notfällen

Trinkt ausreichend Wasser und haltet euch nicht zu lange in der Sonne auf. Lässt sich dies nicht vermeiden, dann tragt eine Kappe oder eine Mütze. Cremt euch zudem regelmäßig mit Sonnencreme ein. Weitere Tipps gibt es auch hier: DRK: Hitzenotfällen vorbeugen und Erste Hilfe leisten oder in unserem eigenen Beitrag unten, dafür einfach auf die Grafik klicken!

Hitzwelle: Sicherheitstipps für alle

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