Fallbeispiele mit realistischer Unfalldarstellung

Beispiele und Übungen praktisch durchzuführen, ist für das Erlernen der Patientenbehandlung unerlässlich. Nachdem dies während der Pandemie sehr kurz kam, bzw. teilweise nicht möglich war, haben wir an unserem gestrigen Dienstabend wieder mit Fallbeispielen geübt. Besonderes Highlight: Unsere beiden Einsatzkräfte Sabine und Daniel haben die Wunden realistisch geschminkt.

Praxistraining mittels Fallbeispielen

Theoretisches Wissen ist die Grundlage jeder Arbeit, ebenso im Sanitätsdienst. Doch die praktische Anwendung von Maßnahmen sowie der Umgang mit den Patienten und die Kommunikation im Team muss ebenso regelmäßig trainiert werden. Dazu dienen uns sogenannte Fallbeispiele.

Praxistraining: Fallbeispiele mit realistischer Unfalldarstellung

Dazu hat unsere Rettungssanitäterin Svenja verschiedene Situationen ausgearbeitet, die unsere Einsatzkräfte während eines Sanitätsdienstes begegnen könnten. Dazu schlüpften unsere erfahreneren Einsatzkräfte als Mimen in die Rolle der Patienten und wurden entsprechend geschminkt, um diese Beispiele realistischer dazustellen.

Vorgehen im Einsatz

Wie im echten Einsatz kam es in unseren Beispielen darauf an, dass die Einsatzkräfte strukturiert arbeiten. Dazu gibt es verschiedene Schemata wie das cABCDE-Schema und das SAMPLERS.

realistische Unfalldarstellung

Ebenso wichtig ist die Kommunikation mit dem Patienten und auch untereinander im Team. Zudem durften die Nachforderung von Einsatzkräften über die (simulierte) Leitstelle und die Übergabe an die nachfolgende Rettungswagenbesatzung im Fallbeispiel nicht fehlen. Für eine strukturierte Patientenübergabe sollte nach dem ISOBAR-Schema vorgegangen werden.

Unsere Fallbeispiele

1. Patient nach Fahrradsturz

Im ersten Fallbeispiel waren zwei unserer Einsatzkräfte und ein Ersthelfer mit unserem Krankentransportwagen auf einem Sanitätsdienst. Sie wurden zu einem betrunkenen Radfahrer gerufen, der sich nach einem Sturz verletzt hatte.

Dieser war wach und ansprechbar, hatte jedoch diverse Wunden auf der rechten Seite, wie an der Stirn und am Knie und klagte über Schmerzen beim Einatmen. Nach einer genaueren Untersuchung wurde ein Hämatom an den Rippen der rechten Seite festgestellt. Schnell wurde ein Rettungswagen (RTW) nachalarmiert und mit der weiteren Untersuchung fortgefahren.

Entlang des cABCDE-Schemas wurde die Atmung beobachtet, der Puls gemessen, der Blutzucker bestimmt und Wunden versorgt. Auch der Schutz vor der Witterung, in diesem Fall die Kälte, ist stets zu beachten. Weiter wurde der Patient über SAMPLERS beispielsweise nach Allergien oder eingenommenen Medikamenten und Mahlzeiten gefragt.

Als der RTW eintraf, wurde eine Übergabe gemacht, die der übernehmenden Besatzung alle wichtigen Informationen liefert, um den Patienten weiter behandeln zu können.

Fallbeispiele-2

2. Unterzuckerung einer jungen Frau

Im zweiten Fallbeispiel wurden unsere zwei Sanitäter sowie ein Ersthelfer auf einem Sanitätsdienst zu einer jungen Frau gerufen, die plötzlich ohnmächtig geworden war. Passanten hatte den Verdacht , es könnte sich um einen Krampfanfall handeln.

Die Frau wurde liegend und noch immer bewusstlos vorgefunden. Umgehend wurde über die Leitstelle ein Rettungswagen nachalarmiert und unsere Sanitäter begannen mit der Untersuchung.

Es zeigten sich nach dem cABCDE-Schema keine kritischen Blutungen sowie keine A- (Airway) und keine B- (Breathing) Probleme. Der Mundraum und die Atemwege waren frei, die Atemfrequenz und -tiefe war ausreichend. Zum Kreislauf (C = Circulation) wurden der Puls und der Blutdruck gemessen, die ebenfalls unauffällig waren. Anschließend wurden die Pupillen und der Blutzucker der Patientin überprüft. Hierbei stellten die Einsatzkräfte fest, dass die Patientin eine Unterzuckerung hatte.

Unterzuckerung

Der Normalbereich des Blutzuckers liegt etwa zwischen 80 und 120 mg/dl. Unter einem Wert von 80 mg/dl beginnt die Unterzucker, unter 50 mg/dl kann der Zustand lebensbedrohlich werden.

Bis zum simulierten Eintreffen des Rettungswagens betreuten die Sanitäter die Patientin weiterhin, legten sie in die stabile Seitenlage, sorgten für den Wärmeerhalt und prüften regelmäßig den Puls sowie die Atmung.

Nach einer kurzen Übergabe an die Rettungswagenbesatzung, konnte der Notfallsanitäter der Patientin Glukose, also Zucker, spritzen, während die Sanitäter noch ein EKG klebten. Nach kurzer Zeit wurde die Patientin ansprechbar, wenngleich sie sehr benommen war.

Nach dem weiteren Vorgehen nach dem SAMPLERS-Schema erfuhren die Sanitäter schnell, dass die Frau Diabetikerin war und regelmäßig Insulin einnahm, doch dieses Mal lange Zeit nichts gegessen hatte.

3. Sturz von Leiter mit offenem Bruch

Im nachfolgenden Fallbeispiel wurden die Einsatzkräfte zu einem Patienten gerufen, der von der Leiter gefallen war. Beim Eintreffen lag der Mann auf dem Fußboden und hielt sich vor Schmerzen den Unterarm. Schnell bemerkten die Einsatzkräfte den offenen Bruch am linken Unterarm des Mannes.

Da ein A-, B-, C, und D – Problem schnell auszuschließen war, rief der Sanitäter über die Leitstelle einen Rettungswagen zur Unterstützung und zum Transport in die Klinik. Währenddessen wurden weitere Vitalparameter erhoben und der Unterarm geschient sowie die Wunde leicht mit einem sterilen Tuch bedeckt.

Da bei einem Sturz von einer Leiter mit einer Höhe von über zwei Metern von einem Trauma ausgegangen wird, ist die Immobilisation des Patienten sehr wichtig. Es können weitere schwerwiegende und lebensbedrohliche innerliche Verletzungen entstanden sein. Daher ist es notwendig, die Halswirbelsäule zu stabilisieren und den Patienten zu beruhigen, sodass er still liegt. Nach der Erstversorgung sollte der Patient dann mittelt einer Vakuummatratze immobilisiert werden.

Hinweise zum Erkennen und zur Ersten Hilfe bei Knochenbrüchen findest du hier.

4. Anaphylaktischer Schock nach Wespenstich

Simuliert wurde ein warmer Sommertag, an dem der Patient ein Eis aß und plötzlich von einer Wespe am Hals gestochen wurde. Schnell schwoll der Mundraum an und der Patient bekam sehr schwer Luft und konnte kaum sprechen. Zu dieser Situation wurden zwei Sanitäter und ein Ersthelfer im letzten Fallbeispiel gerufen.

Der Patient war zwar ansprechbar, doch der Mundraum war zugeschwollen, sodass die Atemwege leicht blockiert waren, das Schlucken fiel aufgrund der Enge im Hals schwer. Angst und Panik standen dem Patienten im Gesicht. Außerdem war er blass und kaltschweißig.

Während weitere Vitalparameter erhoben wurden, konnte ein Sanitäter durch Befragung des Patienten und der Angehörigen eine Allergie gegen Wespenstiche in Erfahrung bringen. Jedoch hatte der Mann keinen sogenannten Epi-Pen dabei, der Allergikern schnell helfen kann. Es galt, den Patienten zu beruhigen und bis zum Eintreffen der RTW-Besatzung zu betreuen.

Anaphylaktischer Schock

Als der RTW im Fallbeispiel mit einem Notfallsanitäter, einem Sanitäter und einer Sanitäterin besetzt eintraf, war die Situation schnell eindeutig: Der Patient benötigte dringend Sauerstoff und Medikamente. Außerdem wurde die Nachforderung eines Notarztes veranlasst. Es wurde ein Zugang und eine Infusion von den Sanitätern vorbereitet, während der Notfallsanitäter dem Patienten initial Adrenalin intramuskulär verabreichte. Zudem erhielt der Patient zusätzlichen Sauerstoff und Adrenalin über die Verneblermaske. Weitere Medikamente, Vollelektrolytlösungen, ein Antihistaminikum und ein Glucocorticoid, sollten die weitere allergische Reaktion unterbinden und den Patienten stabilisieren.

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