Ein sehr wichtiger Punkt unserer sanitätsdienstlichen Ausbildung und für das Erhalten unserer Einsatzbereitschaft ist das Wissen um die Anatomie und Funktion des Herz-Kreislaufsystems sowie dem Erkennen von damit verbundenen Unregelmäßigkeiten und Erkrankungen.
In regelmäßigen Abständen frischen wir daher unser Wissen auf und üben die Theorie und das praktische Messen, die Bewertung der Messergebnisse und die anschließende Notfallbehandlung von Herz-Kreislaufproblemen.
Der Blutkreislauf
Der Blutkreislauf versorgt primär zu jeder Zeit alle Zellen des Körpers mit wichtigem Sauerstoff und Nährstoffen. Darüber hinaus gibt es natürlich noch zahlreiche weitere Funktionen wie z. B. den Abtransport von Stoffwechselprodukten, die Wärmeregulation und einen Teil der Immunabwehr. Vom Herzen aus wird das Blut über die Arterien bis in die feinsten Adern, den Kapillaren, gepumpt, von wo es über die Venen wieder zurück zum Herzen fließt.
Jeder Mensch hat zwei zusammenarbeitende Blutkreisläufe im Körper.
Einmal den großen Körperkreislauf, der unsere Organe, Zellen und das Gewebe versorgt. Hier pumpt das Herz sauerstoffreiches Blut aus der linken Herzkammer über die Hauptschlagader, die Aorta, in den Körper bis in die Kapillaren. Der Rückfluss erfolgt über die Venen zum rechten Vorhof.
Außerdem gibt es noch den kleineren Lungenkreislauf. In diesem wird das sauerstoffarme Blut von der rechten Herzkammer über die Lungenarterie zur Lunge gepumpt, um dort Kohlendioxid abzugeben, Sauerstoff aufzunehmen und über die Lungenvene zum linken Vorhof zurückzufließen.
Welche Kreislaufwerte können wir im Sanitätsdienst erheben?
Als Erstes bewerten wir den Gesamteindruck des/der Patientin/en. Dazu gehört unter anderem das äußere Erscheinungsbild der Haut. Blässe, Zyanose (Blaufärbung) oder eine starke Rötung können auf eine Kreislaufstörung hinweisen. Die Schweißbildung, die etwaige Atemfrequenz und -qualität und natürlich das Bewusstsein sind ebenfalls zu kontrollieren.
Rekap-Zeit
Ein weiteres für uns wichtiges Indiz ist die Rekap-Zeit. Das ist die Rekapillarisierungszeit am Fingernagel. Dazu wird einige Sekunden auf den Nagelfalz gedrückt und anschließend die Zeit gemessen, die das Blut benötigt, um die Kapillaren wieder zu füllen und der Nagel wieder rosig ist. Diese Zeit liegt beim gesunden Menschen unter zwei Sekunden. Eine erhöhte Rekap-Zeit gibt einen Hinweis auf eine mögliche Kreislaufzentralisierung oder einen Schock.
Pulsmessung
Fast genauso schnell lässt sich in den meisten Fällen der Puls messen. Dies geschieht primär am Handgelenk unterhalb des Daumenballens. Hier liegt die Speichenarterie oberflächennah und kann mit dem Zeige-, Mittel- und Ringfinger ertastet werden.
Durch das Ertasten des Pulses können wir Rückschlüsse auf die Herzfrequenz, durch Auszählen der Schläge pro Minute, die Qualität des Herzschlags und die Kreislaufsituation ziehen. Die Herzfrequenz kann außerdem mittels Pulsoximeter oder EKG gemessen und überwacht werden. Ist kein Puls am Handgelenk tastbar, liegt ein Notfall vor. Um dennoch einen Wert zu ermitteln, kann auch am Hals oder in den Leisten getastet werden. Sind die Arme verletzt, z.B. nach einem Sturz, oder soll die Durchblutung der Beine bewertet werden, lässt sich der Puls auch auf dem Fuß ertasten. Beim gesunden Erwachsenen ist der Puls in Ruhe kräftig, regelmäßig und seitengleich gut tastbar. Die Frequenz liegt bei etwa 60-80 Schlägen pro Minute.
Blutdruckmessung
Etwas aufwändiger ist es, den Blutdruck zu messen. Dazu benötigen wir einen unverletzten, unbekleideten Arm. Mithilfe einer mit Luft aufgepumpten Blutdruckmanschette wird der Blutfluss am Oberarm auf Herzhöhe kurzzeitig unterbrochen. Beim langsamen Ablassen der Luft wird an einem Manometer an der Manschette abgelesen, wann der systolische Blutdruck, das ist der „obere Wert“, dem Druck der Manschette entspricht und das Herz es schafft, das Blut gegen den Druck der Manschette wieder in den Arm zu pumpen. Diesen Zeitpunkt ermittelt man hörend mit einem Stethoskop in der Ellenbogenbeuge oder durch das Ertasten (Palpation) der Speichenarterie.
Der systolische Blutdruck sollte beim gesunden Erwachsenen bei etwa 120 mmHg liegen. Den diastolischen Blutdruck, also den „unteren Wert“, benötigen wir für eine Notfallversorgung nicht primär. Dieser hat später in der klinischen Versorgung und Beurteilung des Herzens eine bedeutende Rolle und sollte bei etwa 80 mmHg liegen.
Blutzuckermessung
Bei Bewusstlosigkeit muss immer auch eine Unterzuckerung ausgeschlossen werden können. Deshalb messen wir, ggf. mit dem Einverständnis der Patientin und des Patienten, auch den Blutzucker. Dies geschieht mit einem handelsüblichen Blutzuckermessgerät durch einen kleinen Piks in eine Fingerkuppe. Üblicherweise wird dafür die Nebenhand genommen und am Mittel- oder Ringfinger seitwärts gestochen. Der Blutzucker liegt optimalerweise zwischen 80 und 120 mg/dl, ist jedoch sehr individuell und hängt sehr von der Zeit der letzten Mahlzeit ab.