Ob Herzinfarkt, Kammerflimmern oder Herzrhythmusstörungen, all diese und noch viele weitere Herzerkrankungen können durch die Aufzeichnung eines Elektrokardiogramms (EKG) frühzeitig diagnostiziert und so optimal behandelt werden.
Aufgrund des hohen Nutzens wird das EKG in vielen Bereichen der medizinischen Versorgung angewandt.
Sei es die ländliche Hausarztpraxis, ein Krankenhaus oder der (erweiterte) Rettungsdienst.
Das EKG ermöglicht die Messung der elektrischen Aktivität des Herzens und gibt Aufschluss über mögliche Abweichungen vom Normalzustand der Herzaktivität.
Auf unserem Rettungswagen 41-85-16 befindet sich für die EKG-Messung das corpuls c3, während auf unserem S-RTW 41-85-26 ein Lifepak 15 verladen ist.
Was hat der Sanitätsdienst mit dem EKG zu tun?
Wie zuvor beschrieben verfügt unsere Sanitätsgruppe über zwei Rettungswagen, die mit einem Lifepak 15 beziehungsweise einem corpuls c3 zur EKG-Aufzeichnung bestückt sind. Neben der EKG-Funktion dienen die beiden Geräte als Patientenmonitor zur Erhebung von weiteren Vitalparametern oder als Defibrillator. Aufgrund dieser vorhandenen Ausstattung und der Möglichkeit, als ausgebildete Sanitätseinsatzkräfte auf einem Rettungswagen mitfahren zu können, bilden wir unser Personal entsprechend an unseren medizinischen Geräten aus.
Alle weiteren Maßnahmen bzw. Behandlungen aufgrund von EKG-Veränderungen oder erkennbaren Herzerkrankungen erfolgt durch unsere Einsatzkräfte mit Rettungsdienstqualifikation. Mögliche Einsatzszenarien sind dafür der erweiterte Rettungsdienst oder Sanitätsdienste bei Veranstaltungen. Auch für nachgeforderte Notärzte bieten unsere Geräte alle notwendigen Funktionen, um Notfallpatienten nach dem heutigen Stand der Notfallmedizin versorgen zu können.
Was lässt sich im EKG bereits durch Sanitätsdienstpersonal erkennen?
Grundlagen der EKG-Diagnostik werden bereits in der Sanitätsdienstausbildung gelehrt und befähigen das Personal zu erkennen, ob im EKG beispielsweise eine elektrische Aktivität vorliegt oder nicht. Des Weiteren lässt sich erkennen, ob die Herzschläge bzw. deren elektrische Reize zu schnell oder zu langsam auftreten. Zudem kann beurteilt werden inwiefern die Herzaktivitäten rhythmisch ist oder nicht.
Was ist das Herz und wie genau kann es von selbst schlagen?
Das menschliche Herz ist ein muskuläres Hohlorgan, welches anhand von selbstständigen Kontraktionen (Herzschlägen), den Blutstrom durch das Gefäßsystem antreibt. Aufgeteilt wird das Herz in eine linke sowie eine rechte Hälfte, wobei diese jeweils aus einem Vorhof und einer Herzkammer bestehen. Die Herzhälften werden durch die Herzscheidewand getrennt.
Das Herz zieht sich durch einen selbsterzeugten elektrischen Reiz zusammen. Dieser wird automatisch und im Ruhezustand 60 bis 80 mal in der Minute im sogenannten Sinusknoten erzeugt und durch das Reizleitungssystem des Herzens weitergeleitet. Der elektrische Reiz ist so gesehen ein Signal für die Muskelzellen des Herzens sich zusammenzuziehen (Kontraktion).
Was wird beim Elektrokardiogramm aufgezeichnet?
Bei einem EKG wird nun der elektrische Reiz des Herzens aus verschiedenen Perspektiven, den Ableitungen, aufgezeichnet. Diese Aufzeichnung erfolgt durch die Messung der elektrischen Spannung mittels Elektroden an der Körperoberfläche.
Ändert sich die elektrische Spannung, so ist im EKG ein Ausschlag zu erkennen.
Während eines Herzschlags lassen sich im EKG einige markante Stellen finden. Diese werden unterschiedlich bezeichnet und lassen darauf schließen, wie sich der elektrische Reiz im Herzen ausbreitet. Abweichungen von der optimalen EKG-Kurve lassen auf mögliche Krankheiten schließen.
Die optimale EKG-Kurve eines Herzschlags besteht aus der P-Welle, dem QRS-Komplex sowie der T-Welle. Des Weiteren wird die Spannung zwischen der P-Welle und der Q-Zacke als PQ-Strecke sowie die Spannung zwischen der S-Zacke und der T-Welle als ST-Strecke bezeichnet.
P-Welle
Zeigt die Weiterleitung des Reizes in die Vorhöfe. Die P-Welle steht beim gesunden Herz immer am Anfang der Herzaktion
PQ-Strecke
Dort ist keine Spannungsänderung zu verzeichnen, da der elektrische Reiz aus den Vorhöfen erst einmal in die Kammern geleitet werden muss. Diese Überleitung wird durch das Reizleitungssystem kurzzeitig verzögert, weswegen bei der PQ-Strecke keine Spannungsänderung zu verzeichnen ist.
QRS-Komplex
Dieser wird durch die Erregungsausbreitung in den Herzkammern hervorgerufen.
ST-Strecke
Übergang von der Kammererregung bis zur Erregungsrückbildung
T-Welle
Diese stellt die Rückbildung der Erregung der Kammern dar. Die T-Welle schließt die Herzaktion ab.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten ein EKG aufzuzeichnen. Beispielsweise im Rahmen eines 4-Kanal- oder eines 12-Kanal-EKGs. Das 4-Kanal-EKG wird anhand von vier Elektroden geschrieben und umfasst insgesamt sechs Ableitungen, während beim 12-Kanal-EKG zehn Elektroden geklebt werden. Daraus resultieren zwölf Ableitungen.
Welche Ableitungen umfasst das 12-Kanal-EKG?
Das 12-Kanal-Elektrokardiogramm umfasst insgesamt zwölf Ableitungen, welche in sechs Extremitätenableitungen (I, II, III, aVR, aVL, aVF) und sechs Brustwandableitungen (V1-V6) unterschieden werden.
Um die Extremitätenableitungen aufzuzeichnen, wird jeweils eine Elektrode am linken Bein sowie den beiden Armen angebracht. Zudem wird eine Elektrode zur Erdung an das rechte Bein geklebt.
Die drei Ableitungen I, II und III sind nach ihrem Erfinder „Einthoven“ benannt und werden durch die Messung der Spannung zwischen zwei Elektroden an den Extremitäten aufgezeichnet.
Ableitung I misst die Spannungsänderung zwischen der Elektrode am rechten sowie der am linken Arm. Ableitung II hingegen die Spannungsänderung zwischen der Elektrode am rechten Arm und der am linken Bein, während dies bei der Ableitung III zwischen der Elektrode am linken Arm und der am linken Bein geschieht.
Die restlichen Extremitätenableitungen aVR, aVF, aVL entstehen durch die Messung der Spannungsänderung zwischen einer Elektrode und zwei anderen Referenzelektroden.
Beispielsweise dient bei der Ableitung aVR die Elektrode am rechten Arm als Messelektrode, während die Elektroden am linken Arm bzw. linken Bein die Referenzelektroden darstellen.
Des Weiteren umfasst das 12-Kanal-EKG sechs weitere Ableitungen, die sogenannten Brustwandableitungen nach Wilson. Die sechs Elektroden dieser Ableitungen werden auf dem Brustkorb nahe des Herzens geklebt. Diese Ableitungen sorgen für eine genauere Diagnostik der elektrischen Herzaktivität und spielen beispielsweise bei der Herzinfarktdiagnostik eine große Rolle.
Abschließend lässt sich sagen, dass das Elektrokardiogramm eine sehr genaue, nichtinvasive und vor allem leicht anzuwendende diagnostische Maßnahme darstellt, welche die elektrische Herzaktivität widerspiegelt. Allerdings ist darauf zu beachten, dass das EKG eben nur die elektrische Aktivität aufzeichnet und keinen Rückschluss auf die tatsächliche Pumpleistung des Herzens gibt.