Patientenablage – Eine Sammelstelle für 10 bis 15 Verletzte

Patientenablage

Wo und wie ist eine Patientenablage aufgebaut?
Wer baut sie auf und wie wird sie betrieben?

Alle diese Fragen haben wir bei unserem gestrigen Dienstabend im ersten, theoretischen Teil vor unserer Übung „Einsatz“ besprochen. Im zweiten Teil ging es darum, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Dafür fuhren wir mit allen Fahrzeugen zu zwei möglichen Einsatzorten. In der Dunkelheit und bei Regen war unser erstes Ziel ein Veranstaltungsplatz im Einsatzgebiet.

In Teams eingeteilt erkundeten wir die Umgebung und suchten Flächen, die den Anforderungen einer Patientenablage entsprechen. Nach einer kurzen Auswertung und Besprechung der Ergebnisse ging es weiter zu einem Gelände der Feuerwehr des Landkreises Stade, auf dem wir selbst den Auftrag „Aufbau einer strukturierten Patientenablage für mindestens 10 Verletzte“ unter realen Bedingungen üben konnten.

Warum braucht man eine Patientenablage?

Eine Patientenanlage wird immer dann benötigt, wenn die Anzahl der Betroffenen die Kapazitäten des Rettungsdienstes überschreitet. Sie ist eine Sammelstelle für Verletzte oder Erkrankte an der Grenze zum Gefahrenbereich. Immer so weit weg wie nötig – so nah wie möglich, um auch Wege so kurz wie möglich zu halten.

Meist bilden sich Patienten- und Verletztenablagen spontan nach Unglücken mit vielen Verletzten, noch bevor die Einsatzkräfte an der Unglücksstelle eintreffen. Dann gilt es diese spontan gebildeten Patientenablagen so zu strukturieren, dass die Versorgung der Verletzten nach Priorität und mit Übersicht erfolgen kann.

Dafür werden an der Verletztenablage alle Betroffenen eines Schadens gesammelt, registriert, wenn möglich ärztlich oder von Rettungskräften vorgesichtet und notfallversorgt.

Die Aufgaben einer Patientenablage sind

  • lebensrettende Sofortmaßnahmen nach cABCDE Schema
  • Medizinische Erstversorgung
  • Blutungsstillung
  • Freimachen der Atemwege
  • Reanimation
  • Registrierung (Name, Fundort, Sichtungskategorie)
  • Herstellung der Transportfähigkeit und zügige Weiterleitung

Je nach Verletzung reichen unsere Tätigkeiten vom Aufnehmen der Patientendaten auf einer Patientenanhängekarte bis hin zur Reanimation und der medizinischen Betreuung bis zum Weitertransport. Weitere denkbare Abläufe sind die Übergaben an den Rettungsdienst für den Transport in das Zielkrankenhaus oder bei einer Großschadenslage an einen Behandlungsplatz.

Patientenablage

Unsere Übung zum Aufbau einer Patientenablage

Wir haben gestern unter Einsatzbedingungen eine Patientenablage für 12 Patientinnen und Patienten aufgebaut. Vorab erkundete unser Gruppenführer das unbeleuchtete Einsatzgebiet um anschließend die Fahrzeuge einzuweisen. Dann hat er rasch den Platz für unsere Patientenablage mit Pylonen und Kreide markiert und die nächsten Aufträge erteilt.

Wir wurden dafür in drei Gruppen für die verschiedenen Arbeiten eingeteilt. Eine zum Entladen und den Aufbau des Materials, eine weitere zum Entladen und das Aufbauen von DIN-Krankentransporttragen und eine Gruppe sollte den Stromgenerator in Betrieb nehmen und die Patientenablage ausleuchten. Zuletzt wurden beide Plätze, die Patientenablage und der Stellplatz unseres Stromaggregates, ordnungsgemäß abgesperrt und ausgeschildert. Die zügige Markierung zu Beginn des Einsatzes verhindert z.B., dass im Ernstfall nachrückende Rettungskräfte versehentlich die von uns benötigten Flächen blockieren.

Unser Aufbau während der Übung

In der Mitte der Patientenablage befand sich die sogenannte Materialachse. Das ist ein etwa vier Meter breiter Streifen, auf dem die zur Verfügung stehenden Geräte und Materialien aufgebaut werden. Bei uns waren das die Kisten unseres Gerätewagen-Sanität. Links und rechts davon wurde die geforderte Menge an Krankentransporttragen aufgebaut und mit dem Kopfende in Richtung der Materialachse aufgestellt. Für jeden Patienten oder jede Patientin sollte ein Bereich von etwa 3x3m eingeplant werden, damit im Notfall eine optimale Versorgung gewährleistet ist oder auch genug Platz für z.B. eine Umlagerung vorhanden ist.

Was gibt es noch zu beachten?
Was sind die Anforderungen an eine Patientenablage?

Eine Patientenablage kann sich, wie schon erwähnt, spontan gebildet haben, wenn sich Betroffene und Verletzte vor dem Eintreffen der Rettungskräfte gesammelt oder Ersthelferinnen und Ersthelfer verletzte oder erkrankte Personen bereits abseits abgelegt haben.

Nachteile von spontanen Patientenablagen sind

  • chaotische Anordnung von Betroffenen und Material
  • erschwerte Arbeitsbedingungen ohne feste Materialachse
  • zu wenig Platz pro Patientin oder Patient
  • Behandlung nach Priorität ist erschwert, weil die Übersicht fehlt und Schwerstbetroffene nicht separiert werden können
  • die Leistungsgrenze könnte nicht rechtzeitig erkannt und Ablageplätze nachgefordert werden

Ziel ist es dann, diese Stelle beizubehalten und zu strukturieren. Wichtig ist dabei, dass sich die Stelle nicht in einem Gefahrengebiet (z.B. vorbeiziehendem Rauch) oder zu nah an der Unfallstelle befindet. Die Patientinnen und Patienten sollten möglichst witterungsgeschützt, ruhig und ohne Sichtkontakt auf die Unfallstelle oder auf ein- und ausfahrende Rettungsfahrzeuge betreut werden.

Außerdem benötigt die Patientenablage einen Ein- und einen Ausgang, für den geordneten Patientenfluss, damit die zuständige Führungskraft den Überblick über die Anzahl der Personen in der Ablage behält. Außerdem gute An- und Abfahrmöglichkeiten für Rettungsfahrzeuge für einen raschen Weitertransport zu gewährleisten. Patientenablagen können bei Bedarf erweitert werden, soweit es Gerät und Material zulassen. Werden mehr Plätze benötigt, als Material und Personal zur Verfügung steht, müssen weitere Ablagen angefordert und aufgebaut werden.

Betrieb einer Patientenablage

Je Ablage sollten etwa 10 bis 15 Verletzte oder Erkrankte versorgt werden können. Davon sind etwa fünf Plätze für rot gesichtete Verletzte, drei für gelb und sieben für grün.
Unsere Aufgaben sind lebensrettende Sofortmaßnahmen nach dem cABCDE Schema und die medizinische Erstversorgung. Außerdem übernehmen wir die Registrierung und führen, wenn es nötig ist, eine Vorsichtung durch um lebensbedrohlich Verletzte sofort zu erkennen, zu kennzeichnen und zu priorisieren. Die eigentliche Sichtung/Triage erfolgt immer durch eine Ärztin oder einen Arzt nach dem PRIOR Schema.

Häufig gibt es bei einer Großschadenslage oder einem Massenanfall von Verletzten (MANV) auch leichtverletzte Menschen oder unverletzte Betroffene. Letztere werden nur registriert. Gehfähige Patientinnen und Patienten werden, soweit sie nicht selbst als Ersthelferin oder Ersthelfer benötigt werden, an einen gesonderten Sammelplatz gebracht. Dieser sollte möglichst ohne Sicht auf die Schwerverletzten oder den Unfallort sein.

In einigen tragischen Fällen werden auch bereits verstorbene Menschen der Patientenablage zugeführt. Wird bei der Sichtung und Registrierung der sichere Tod festgestellt (Sichtungskategorie schwarz), erfolgt die Weiterleitung i.d.R. an eine von der Polizei betreute Totenablage.

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